Den Kopf hinhalten...

... das ist so eine Sache. Gezwungenermaßen Ja, wenn es keinen
Fluchtweg gibt. Aber freiwillig? Ohne Grund? Sozusagen schuldlos? Und außerdem: Kopf hinhalten für wen? Und warum? Unschuldige schützen?
Schuldige decken? Aus Trotz, aus Verantwortung? Das Ende, Verzweiflung, Resignation, Ausweglosigkeit, Unsicherheit, Angst in Kauf nehmen. Eine Frage der Ehre?
Da bleibt wenig Heroismus, auch wenn die Nachweilt ein Denkmal baut.



Und unabhängig von Geschichtsschreibung und Mythenbildung die Frage: Ob es auch heute noch Bürger gibt, die für ihre Stadt den Kopf hinhalten würden –
so wie die Bürger von Calais?
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Quelle: Die Bürger von Calais (bei: Auguste Rodin, Chronik, Mythos, Drama)





jean stubenzweig am 20.Aug 10  |  Permalink
Das ist eine Denkmalerei,
mit der ich noch am ehesten klarkomme, weil sie eine demokratische Form hat und an Gemeinsinn erinnert. Allerdings stellt sich die Frage, ob die Bürger (nicht nur) jüngerer Generation überhaupt wissen, an welches geschichtliche Ereignis dabei erinnert wird. Auch im an Monumenten gewiß nicht eben armen Frankreich, in dem man mittlerweile häufig genug nicht weiß, welcher der ursächliche Anlaß des Nationalfeiertags war. Bereits Kurt Tucholsky hat in Paris, den 14. Juli festgestellt, viele Menschen wüßten gar nicht mehr, weshalb sie zur Fête Nationale auf den Straßen tanzten.

Andererseits, was geschähe, fielen heute die die Mauren (oder, wie damals an der Nordküste, die Engländer) über Europa her, um es zu unterjochen? Dafür, würde das Volk möglicherweise «argumentieren», haben wir doch die US-Amerikaner, die schnelle Eingreiftruppe zur Verteidigung der Freiheit.