Sonntag, 20. September 2009
bye bye e-book?

E-Buch, Ade Buch? haben wir kürzlich gefragt und gelistet, was uns am Kauf eines E-Book-Readers hindert. Heute überlegen wir, ob wir uns vom E-Book schon bald wieder verabschieden müssen - oder nicht.


Buch-Schnäppchen
Da freue ich mich schon richtig auf die Angebote der Internetbuchhändler. Was werden die jetzt mit ihren Ramschangeboten machen, wo doch vermutlich das meiste als E-Book erscheint? Ein Überraschungspaket schnüren mit 15 Printtiteln für 20 Euro oder 50 E-Books für 25 Euro? Da kommt nicht nur der Schwabe ins Grübeln! Einerseits bekommt er mehr Gewicht fürs Geld, andererseits aber weniger Titel. Und der Inhalt? Der Inhalt hat bei den Schnäppchenjägern im Buchhandel selten eine Rolle gespielt. Bald gibt es 15000 Titel als E-Book! Mich interessiert aber bei Büchern nicht die Anzahl, mich interessiert der einzelne Titel. Was von den 15000 Titel ist vergriffener Ramsch und sollte es auch bleiben? Und in den Ferien will ich nicht alle auf dem E-Book-Reader gespeicherten Bücher lesen. Vielleicht höchstens fünf Taschenbücher, deren Gewicht ist auch in der Printausgabe nicht schwerer als ein E-Book-Reader.

Von wegen Schnäppchen
Da muss man höllisch aufpassen. Manches angebotene E-Book kostet genauso viel wie die gedruckte Taschenbuchausgabe, manche kosten ein Fünftel bis ein Viertel weniger. Es lohnt sich also auf jeden Fall den E-Bookpreis mit dem der Printausgabe zu vergleichen.

Ob das dem Buchhandel gefällt?
Das müsste doch möglich sein: Ich miete (lease) einen E-Book-Reader bei einer Bibliothek und habe die Möglichkeit, alles was ich lesen möchte, für maximal 70 Euro innerhalb eines Jahres zu lesen. Eine saubere Sache und die Bibliotheken ersparen sich dabei teure Nachbezüge der Bücher mit eigenen Einbänden.

Die Schwarzenegger-Vision
Ähnliches überlegte sich wohl auch Gouverneur Schwarzenegger, wenn er zukünftig kalifornischen Schülern schmuddlige Schulbücher ersparen und durch E-Books ersetzten möchte. Wahrscheinlich müssen sich deutsche Verlage über solche Absichten noch nicht sorgen. So lange sie ihren Monopolanspruch nicht aufgeben und ein starkes Urheberrecht (zu Recht) verteidigen, solange wird der E-Book-Reader für Hobbyleser eine teuere Spielerei bleiben.

Allerdings ist auch noch eine ganz andere Entwicklung möglich, ja sogar wahrscheinlich. Irgendwann in den nächsten Jahren werden Autoren auf die Idee der Selbstvermarktung kommen. Damit könnte der bisherige Buchmarkt völlig umgekrempelt und das Literatursurfen im Internet wieder interessant werden.



Donnerstag, 17. September 2009
Aufgelesen

Wir zitieren einen Leserbrief aus DIE ZEIT Nr. 39, vom 17.09.2009 und verweisen auf den Blog "Die Verwirrung des Daniel Kehlmann" (s. THEMEN, Zur Diskussion).


Abgefeimte Frage
Daniel Kehlmann: "Die Natur ist Satans Kirche" ZEIT NR. 37

"Was, wenn die Hexenverbrennungen berechtigt waren? Wenn es den Teufel gibt und wenn böse Frauen existieren, die mit ihm im Bunde sind?" fragt Literatur-Shootingstar Kehlmann kühn. Ja, was wäre dann? Das wäre eine glänzende Rechtfertigung der massenhaften Hexenverfolgungen durch die christlichen Kirchen und eine Rehabilitation erster Klasse all der Inquisitoren, Verleumder, Folterknechte, Henker, deren Motive man bislang in kollektivem Wahn, Paranoia, Sexualneuerosen und Sadismus gesehen hat. Diese sich so naiv gebärdende und doch so abgefeimte Frage ließe sich, konsequent weitergedacht, für all jene Gruppen von Menschen stellen, die Verfolgung und Massenmord anheimgefallen sind: "Was, wenn sie letztlich zu Recht vernichtet wurden? Weil..." - nun, die Gründe mag Herr Kehlmann sich bei den Mördern selbst abholen.
Hermann Engster, Göttingen



Mittwoch, 16. September 2009
E-Buch, Ade Buch?


Endlich papierfrei!
So oder ähnlich hörte man den einen oder anderen Verleger vor einigen Monaten jubeln. Die Freude schien übergroß, als hätte man sich von einem lästigen Kleidungsstück emanzipiert. Macht das E-Book müde Leser wieder munter? Dass nicht der Inhalt sondern das Medium die Leselust beflügeln soll, stimmt allerdings verwunderlich. Mittlerweile hat Ernüchterung eingesetzt. Man darf gespannt sein wie es weiter geht. Vielleicht werden schon bald Sortimenter nicht mehr zur Buchmesse nach Frankfurt oder Leipzig reisen sondern auf die Cebit nach Hannover! Nein, wir wollen uns nicht an das immerhin 550 Jahre alte Medium Buch klammern, aber:

ein paar Fragen haben wir doch.
Warum wird der E-Book-Reader eigentlich zum Festpreis angeboten? Müsste er nicht mit einer unverbindlichen Preisempfehlung gehandelt werden? Wurden da Preisabsprachen gemacht? Sind Rabattverhandlungen möglich? Wann wird man den preiswerteren Reader im Media-Markt kaufen können? Warum ist eigentlich nicht jedes Buch als E-Book erhältlich? Nach welchen Kriterien wird die Auswahl bestimmt? Erscheinen als E-Book hauptsächlich Ramsch und ein paar Ladenhüter? oder vergriffene Titel, nach denen kaum jemand fragt? Wie lange ist eigentlich die durchschnittliche Lebensdauer eines E-Book-Readers? Lässt sich das mit der Lebensdauer eines Notebooks vergleichen? Also spätestens nach drei Jahren ein neuer Reader? Wie lange wird Garantie auf den E-Book-Reader gewährt? Muss ich für den Reader eine Sonderversicherung gegen Diebstahl abschließen oder ist er automatisch in meiner Reisegepäckversicherung eingeschlossen? Was ist, wenn er aus meinem Auto geklaut wird? Warum sind viele E-Books so teuer wie ihre Print-Ausgaben, nachdem die Herstellung doch wesentlich billiger ist? Wie strapazierfähig ist ein E-Book-Reader? Wie wetterfest? Immun gegen Salzwasser und Sand? Wann kommt das E-Book in die Bibliotheken? Wann kann ich es dort ausleihen? Wann kommt die neue Version? Wann ist mein E-Book-Reader überholt und zur Entsorgung reif? Die letzten Fragen wurden bereits beantwortet: In wenigen Wochen soll eine neue, billigere Version auf den Markt kommen.