Buchhandel & Internet, Biss 3


Sonstiges auf H wie Homepage

Wir schreiben hier noch immer über 40 Verlage, deren Homepage wir uns zwischen Januar und März 2009 etwas näher angeschaut haben. Wie unterscheiden sie sich, welche Gemeinsamkeiten bieten sie an?

Dass Buchkäufer Fragen stellen, damit rechnen die wenigsten Verlage. So wurde der Link Fragen zum Buch nur bei zwei (von 40) Verlagen gefunden. Nach des Lesers Meinung, zusammengefasst unter Leserstimmen, erkundigen sich immerhin 35 % der Verlage. Veröffentlichungen dieser Leserstimmen auf der Homepage sind allerdings selten zu finden. Im Gegensatz zu den Internetbuchhändlern, bei denen des Lesers Stimme überbetont wird. 28 % der untersuchten Verlage zeigen auf ihrer Homepage ein Intro, eine der Website vorgeschaltete Animation oder grafische Präsentation. Autorenblogs und Podcasts werden angeboten und es fehlt auch nicht das Online-Magazin, während die gute alte Kundenzeitung (erhältlich auf dem Postweg oder in der Buchhandlung) seltener anzutreffen ist. Bei einigen Verlagen werden Lehrer besonders umworben, inklusive Newsletter und Prüfexemplare. Wer die etwas beschränkte Unterhaltung mit einem Computer liebt, kann sich des Geschenkefinders oder eines Orakels bedienen. Droemer Knaur bietet gar einen Service für Firmenkunden und wirbt dafür: „Die ausgewählten Produkte unterstützen Ihre Marketing- und PR-Arbeit auf vielfältige Weise – Give-away, als Bestandteil Ihres Messeauftritts, als Kundenpräsent oder als Geschenk an Geschäftspartner. Selbstverständlich bieten wir Ihnen auch die Möglichkeit, die Verlagsausgaben durch individuelle Sonderausstattungen Ihrem Unternehmensauftritt bzw. Ihrem Markendesign anzupassen.“ Dumont ist auf die Idee eines „interaktiven Buchfinders“ gekommen; Bücher können dort nach Inhalten, Stimmungslage, Preis, Seitenzahl oder Farbe gesucht werden. Auf der Homepage der Verlage entdeckt man auch Hörproben und Videos von vorlesenden Autorinnen und Autoren. Interessant dabei ist der Link www.zehnseiten.de Das Projekt ist so organisiert, dass sich Verlage melden können und ihr »Werbevideo« dementsprechend bezahlen. Die Website muss man natürlich erst mal kennen und gezielt ansurfen. Das verlangt noch einiges an werbender Vorarbeit. Transcipt betont ganz geschickt die Besonderheiten seiner Titel und fragt Autoren: „Bücher, die die Welt nicht braucht. - Warum trifft das auf Ihr Buch nicht zu?“ Eine gute Frage, die wir uns merken sollten. Unter den Besonderheiten gut gefallen hat uns der Reclam Literatur-Döner, obwohl - bei allem Respekt - Döner nicht jedermanns Geschmack ist. Aber was hier auf der kreisenden Scheibe an gewürzten Zitaten ausgewählter Werke und mit Informationen garniert angeboten wird, ist mehr als schmackhaft. Überzeugen Sie sich selbst unter www.literaturdoener.de

Die Lesezeichen-Druckvorlage mit dem Motiv bestimmter Bücher scheint eine nette Idee zu sein. Ob sie auch angenommen und – wie gedacht – auch realisiert wird, wäre interessant zu wissen. Auf jeden Fall wurden Lesezeichen früher dem Sortiment, dann aber bereits ausgedruckt und verpackt, als eine willkommene Werbung für Kunden angeboten.

Und jetzt Twitter

Das Twittern auf den Websites der Verlage hat begonnen. Aber viel mehr als ein Gestammel und Worteschluckauf kommt dabei selten raus und das Auffinden einer lesenswerten Information gleicht dem Treffer in einem Lotteriespiel mit hunderten Nieten. Es wird nicht mehr lange dauern und die twitternden Verlage werden weiteren Leserverlust beklagen, vermutlich weil es die User ihres Twitter-Angebots verlernen, zehn Sätze hintereinander zu lesen und deren Sinn zu erkennen. Nach mehreren auf Twitter-Seiten verbrachten Stunden bei zwei Verlagen haben wir allerdings auch einen interessanten Link gefunden, den wir hier mitteilen: http://merky.de/b2b3ed Ein hörenswertes, spannendes Referat von Dr. Burghard König, Lektor im Rowohlt Taschenbuch Verlag, zum Thema „Wie funktioniert ein Verlag?“ Aber Vorsicht, auf der gleichen Website befindet sich auch Erotisches zum Hören.

Wenn ich mir was wünschen dürfte

Ehrlichkeit im Angebot
Zumindest die Händler sollten ihren Kunden alle lieferbaren Ausgaben eines Titels nennen. Als Kunde interessiert mich, ob mein Wunschtitel neben der gebundenen Ausgabe bereits als Taschenbuch existiert oder als Hörbuch oder als E-book.

Stellenwert
Gewünscht wird mehr Information. In welchem Zusammenhang steht das vorgestellte Buch mit den Richtlinien seines Verlegers, mit anderen (konkurrierenden Titeln) mit aktuellen Gesellschaftsthemen, mit vorgeprägten Meinungen?

Nutzen
Warum lohnt es sich über das Buch nachzudenken?
Bietet es Alternativen zu gängigen Meinungen?
Nimmt es Stellung zu aktuellen Gesellschaftsthemen?

Werte
Liefert das Buch angenehme, aber flüchtige Unterhaltung?
Welche Denkanstöße liefert es? Gibt es Institutionen (Parteien, Verbraucherinstitutionen, außerparlamentarische Organisationen, Kirchen, Verbände) oder andere Interessen, die das Buch wahrscheinlich ablehnen oder begrüßen?
Warum? Wie lässt sich diese Einschätzung begründen?
Stilkriterien?

Profil
Aktuelle Stellungnahmen zur Linie des Unternehmens.
Mehr Personifizierung. Wer lektoriert? Stellungnahmen von Buchhändlern, die nicht nur im allgemeinen Trend schwimmen.


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