Schade, dass die Möglichkeiten des Internets von den Verlagen und Buchhandlungen so wenig oder hauptsächlich nur von ihren Werbetextern und Webdesignern genutzt werden. Alles Wissen über eine gute Öffentlichkeitsarbeit scheint verloren gegangen. Die technischen Möglichkeiten, die eine schnelle und fundierte Information aus erster Hand ermöglichen, der direkte Kontakt mit den Kunden, von all dem ist wenig zu sehen oder in Langeweile erstarrt. Werbespot reiht sich an Werbespot. Der 2008 verstorbene Joseph Weizenbaum (Computerwissenschaftler, Computerkritiker, Gesellschaftskritiker und Informatikpionier) hat es auf den Punkt gebracht:
„Die Computerisierung des Alltags bringt am Ende nicht Kreativität, sondern die große Gleichförmigkeit.
Wissensinformation
Natürlich wollen Verlage und Buchhandel vorrangig verkaufen. Aber müssen sie sich deshalb so einfältig und einfallslos präsentieren? Für den Leser ist es schwierig, in diesem bunten Warenkatalog Leitlinien zu finden, deren weitere Beobachtung sich lohnen könnte. Wahrscheinlich ist das von den Anbietern auch gar nicht beabsichtigt. Vermutlich soll nur eine schnelle Kaufentscheidung herbeigeführt werden. Aber selbst dafür ist der Anreiz meist zu ungenau und oberflächlich.
Das könnte die Chance für den Sortimentsbuchhandel sein, wenn er ordnend und richtungweisend eingriffe. Stattdessen versucht er nachzuahmen was die Großen im Internet vormachen und lässt sich die Butter vom Brot nehmen.
Wie viele Buchhandlungen braucht das Land?
4500 Sortimentsbuchhandlungen gibt es. 17000 weniger als Apotheken. Doch im Gegensatz zu den Apotheken schrumpft der Buchhandel und immer mehr Ladenketten beherrschen den Markt. Die Großen fressen die Kleinen, der Buchladen wird vom Superbuchmarkt verdrängt. Zu all dem wird auch noch ein Rückgang der Leselust beklagt. Wir Leser werden systematisch vorbereitet, das Internet viel stärker als Büchershop zu nutzen. Es ist erstaunlich, wie gelassen Buchhändler – und gemeint sind diejenigen, die von ihren Kunden im Laden besucht werden können – dies zur Kenntnis nehmen. Sie präsentieren sich hauptsächlich als Verteiler, die für unterschiedliche Geschmäcker ein Angebot bereithalten (oder kurzfristig besorgen können). Da ihre Verkaufsfläche begrenzt ist, beschränken sie ihr Angebot auf diejenigen Bücher und Verlage, mit denen sie den meisten Umsatz machen. Wenn man in Buchhandlungen aber nur Verteiler sieht, würde - dank Internet - eine wesentlich kleinere Anzahl genügen; denn mit dem Internet lässt sich der Buchkauf – die Beherrschung von ein paar Bedienungsregeln vorausgesetzt – problemlos durchführen. Warum geben sich viele Buchhändler mit einer bloßen Verteilerfunktion zufrieden? Warum besinnen sie sich nicht auf ihre Vorteile gegenüber dem Internetbuchhandel?
Vom Profil der Verlage und Händler ist auf den meisten Homepages wenig zu sehen. Alle geben sich die größte Mühe. Keiner will auf das verzichten, was der andere hat, und alle spielen auf der gleichen Klaviatur – und wie die aussieht zeigen wir das nächste mal.