Donnerstag, 27. August 2009
Buchhandel & Internet, Biss 3


Sonstiges auf H wie Homepage

Wir schreiben hier noch immer über 40 Verlage, deren Homepage wir uns zwischen Januar und März 2009 etwas näher angeschaut haben. Wie unterscheiden sie sich, welche Gemeinsamkeiten bieten sie an?

Dass Buchkäufer Fragen stellen, damit rechnen die wenigsten Verlage. So wurde der Link Fragen zum Buch nur bei zwei (von 40) Verlagen gefunden. Nach des Lesers Meinung, zusammengefasst unter Leserstimmen, erkundigen sich immerhin 35 % der Verlage. Veröffentlichungen dieser Leserstimmen auf der Homepage sind allerdings selten zu finden. Im Gegensatz zu den Internetbuchhändlern, bei denen des Lesers Stimme überbetont wird. 28 % der untersuchten Verlage zeigen auf ihrer Homepage ein Intro, eine der Website vorgeschaltete Animation oder grafische Präsentation. Autorenblogs und Podcasts werden angeboten und es fehlt auch nicht das Online-Magazin, während die gute alte Kundenzeitung (erhältlich auf dem Postweg oder in der Buchhandlung) seltener anzutreffen ist. Bei einigen Verlagen werden Lehrer besonders umworben, inklusive Newsletter und Prüfexemplare. Wer die etwas beschränkte Unterhaltung mit einem Computer liebt, kann sich des Geschenkefinders oder eines Orakels bedienen. Droemer Knaur bietet gar einen Service für Firmenkunden und wirbt dafür: „Die ausgewählten Produkte unterstützen Ihre Marketing- und PR-Arbeit auf vielfältige Weise – Give-away, als Bestandteil Ihres Messeauftritts, als Kundenpräsent oder als Geschenk an Geschäftspartner. Selbstverständlich bieten wir Ihnen auch die Möglichkeit, die Verlagsausgaben durch individuelle Sonderausstattungen Ihrem Unternehmensauftritt bzw. Ihrem Markendesign anzupassen.“ Dumont ist auf die Idee eines „interaktiven Buchfinders“ gekommen; Bücher können dort nach Inhalten, Stimmungslage, Preis, Seitenzahl oder Farbe gesucht werden. Auf der Homepage der Verlage entdeckt man auch Hörproben und Videos von vorlesenden Autorinnen und Autoren. Interessant dabei ist der Link www.zehnseiten.de Das Projekt ist so organisiert, dass sich Verlage melden können und ihr »Werbevideo« dementsprechend bezahlen. Die Website muss man natürlich erst mal kennen und gezielt ansurfen. Das verlangt noch einiges an werbender Vorarbeit. Transcipt betont ganz geschickt die Besonderheiten seiner Titel und fragt Autoren: „Bücher, die die Welt nicht braucht. - Warum trifft das auf Ihr Buch nicht zu?“ Eine gute Frage, die wir uns merken sollten. Unter den Besonderheiten gut gefallen hat uns der Reclam Literatur-Döner, obwohl - bei allem Respekt - Döner nicht jedermanns Geschmack ist. Aber was hier auf der kreisenden Scheibe an gewürzten Zitaten ausgewählter Werke und mit Informationen garniert angeboten wird, ist mehr als schmackhaft. Überzeugen Sie sich selbst unter www.literaturdoener.de

Die Lesezeichen-Druckvorlage mit dem Motiv bestimmter Bücher scheint eine nette Idee zu sein. Ob sie auch angenommen und – wie gedacht – auch realisiert wird, wäre interessant zu wissen. Auf jeden Fall wurden Lesezeichen früher dem Sortiment, dann aber bereits ausgedruckt und verpackt, als eine willkommene Werbung für Kunden angeboten.

Und jetzt Twitter

Das Twittern auf den Websites der Verlage hat begonnen. Aber viel mehr als ein Gestammel und Worteschluckauf kommt dabei selten raus und das Auffinden einer lesenswerten Information gleicht dem Treffer in einem Lotteriespiel mit hunderten Nieten. Es wird nicht mehr lange dauern und die twitternden Verlage werden weiteren Leserverlust beklagen, vermutlich weil es die User ihres Twitter-Angebots verlernen, zehn Sätze hintereinander zu lesen und deren Sinn zu erkennen. Nach mehreren auf Twitter-Seiten verbrachten Stunden bei zwei Verlagen haben wir allerdings auch einen interessanten Link gefunden, den wir hier mitteilen: http://merky.de/b2b3ed Ein hörenswertes, spannendes Referat von Dr. Burghard König, Lektor im Rowohlt Taschenbuch Verlag, zum Thema „Wie funktioniert ein Verlag?“ Aber Vorsicht, auf der gleichen Website befindet sich auch Erotisches zum Hören.

Wenn ich mir was wünschen dürfte

Ehrlichkeit im Angebot
Zumindest die Händler sollten ihren Kunden alle lieferbaren Ausgaben eines Titels nennen. Als Kunde interessiert mich, ob mein Wunschtitel neben der gebundenen Ausgabe bereits als Taschenbuch existiert oder als Hörbuch oder als E-book.

Stellenwert
Gewünscht wird mehr Information. In welchem Zusammenhang steht das vorgestellte Buch mit den Richtlinien seines Verlegers, mit anderen (konkurrierenden Titeln) mit aktuellen Gesellschaftsthemen, mit vorgeprägten Meinungen?

Nutzen
Warum lohnt es sich über das Buch nachzudenken?
Bietet es Alternativen zu gängigen Meinungen?
Nimmt es Stellung zu aktuellen Gesellschaftsthemen?

Werte
Liefert das Buch angenehme, aber flüchtige Unterhaltung?
Welche Denkanstöße liefert es? Gibt es Institutionen (Parteien, Verbraucherinstitutionen, außerparlamentarische Organisationen, Kirchen, Verbände) oder andere Interessen, die das Buch wahrscheinlich ablehnen oder begrüßen?
Warum? Wie lässt sich diese Einschätzung begründen?
Stilkriterien?

Profil
Aktuelle Stellungnahmen zur Linie des Unternehmens.
Mehr Personifizierung. Wer lektoriert? Stellungnahmen von Buchhändlern, die nicht nur im allgemeinen Trend schwimmen.


Fehlt etwas in der Aufzählung?

Ergänzen Sie bitte unseren Wunschkatalog!
Und bitte schreiben Sie uns, wenn Sie über Twitter
interessante Informationen erhalten haben!
Was erwarten Sie von Ihrem Buchhändler?

Bis demnächst - Lesenlesen!



Buchhandel & Internet, Biss 2


H wie Homepage

Von Januar bis März 2009 haben wir uns mal die Homepage von 40 Verlagen angeschaut. Ausgewählt nach dem Zufallsprinzip und hier in alphabetischer Reihenfolge gelistet:
Ammann Verlag - arsEdition - Aufbau- Verlag - Berlin Verlag - Brunnen Verlag - Campus - Carlsen - Coppenrath - Diogenes - Deutscher Taschenbuch Verlag - Droemer Knaur - Dumont - Eichborn - Gerth Medien - Groh - Hanser - Herder - Hoffmann und Campe - Kiepenheuer & Witsch - Klett-Cotta - Klöpfer & Meyer - Antje Kunstmann - Liebeskind - Limmat - Loewe -Nagel & Kimche - Oetinger - Peter Hammer - Piper - Reclam - Rombach - Rowohlt - Silberschnur - Suhrkamp - transcript - Ullstein - Wagenbach - Wallstein - Zsolnay
Mit welchen Gemeinsamkeiten präsentieren sich diese Verlage, wo gibt es Unterschiede? Welche Hinweise werden - möglichst unmittelbar – beim jeweiligen Titel gegeben? Dabei wollen wir auch etwas gewichten und nennen hier zunächst nur diejenigen Merkmale, die von mindestens 50 % der untersuchten Verlage berücksichtigt wurden.

Das Cover (100 %)
Jede Homepage präsentiert den Titel (aus Novitäten oder Katalog) mit einem farbigen Cover (in hoher oder niedriger Auflösung), das heißt: mehr oder weniger gut lesbar.

Inhalt (100 %)
Alle Anbieter stellen neben das Cover eine mehr oder weniger ausführliche Inhaltsangabe.

Warenkorb (95 %)
Nahezu alle Verlage bieten die Bestellmöglichkeit, den „Warenkorb“ an. Was für ein Segen, wenn sein Inhalt gleichmäßig auf alle Buchhandlungen ausgeschüttet würde. Aber dem ist nicht so. Fast alle Verlage verweisen gezielt an eine ganz bestimmte Lieferfirma oder liefern selbst aus. Würde man diesen Hinweisen folgen, hätte man es bei mehr als 30 % der Verlage mit nur zwei Firmen zu tun: den Internetbuchhandlungen Amazon und der Stein’schen Versandbuchhandlung in Werl. Den einen oder anderen Verlag mag dann doch das Gewissen plagen, weshalb er auf seiner Homepage einen Buchhandelsfinder einbaut oder auf Partnerschaftsbuchhandlungen verweist. Seltsam muten allerdings solche Buchhandelsfinder an, die auf den nächsten Buchladen in 50 Kilometer Entfernung verweisen, die Buchhandlung am eigenen Ort aber übersehen. Und was soll man sagen, wenn ein Verlag insgesamt nur 20 Partnerschaftsbuchhandlungen vorweisen kann? Übrigens, wir haben nur zwei Verlage gefunden, die auf den Warenkorb verzichten und nur einen Verlag, der ein völlig neutrales Bestellformular anbietet, auf dem man jede gewünschte Buchhandlung eintragen kann.

Das bieten fast alle

Selbstverständlich müssen auf der Homepage nicht alle Titel sämtliche hier aufgezählten Merkmale aufweisen. Aber die breite Masse hat sie, manchmal klar und deutlich, manchmal eher etwas versteckt:
1. Cover, mehr oder weniger gut lesbar, mit Bibliographie (100%)
2. Inhaltsangabe, mehr oder weniger ausführlich (100 %)
3. Warenkorb (95 %)
4. Autorenporträt (83 %)
5. Weitere Bücher des Autors (83 %)
6. Leseprobe (83 %)
7. Pressestimmen, Rezensionen (78 %)
8. Termine, Veranstaltungen (73 %)
9. Möglichkeit zum Ausdruck der Information (50 %)

Wer die Möglichkeit für eine Weiterempfehlung sucht, kann ebenfalls fündig werden (48 %). Seltener wird zu einem Gewinnspiel eingeladen (33 %). Wobei der häufigste Ort für Gewinnspiele der Newsletter ist und auf diesen wird in mindestens 73 % aller Homepages hingewiesen. Trailer, kurze Werbespots, oft Vorschauen auf Filme, haben wir bei 23 % gefunden.

Was es sonst noch auf den Homepages der Verlage zu sehen gibt, zeigen wir das nächste mal.

Bis dahin - Lesenlesen!